Im EU-Parlament in Brüssel trafen sich am 18. und 19. Dezember über 800 Vertreter und Vertreterinnen aus 36 EU-Mitgliedsstaaten und Beitrittsländern zum ersten europäischen LEADER-Kongress, um die Rolle der ländlichen Entwicklung und Regionen in der europäischen Politik zu erörtern. Aus dem Kreis Lippe waren die Regionalmanagerinnen Susanne Weishaupt für die LEADER-Region 3L in Lippe (Lemgo, Lage, Leopoldshöhe) und Karen Baller für die LEADER-Region Nordlippe bei diesem Event vertreten, welches auf Initiative der französischen Präsidentschaft des Europäischen LEADER-Vereins für ländliche Entwicklung (ELARD) zusammen mit der EU-Komission, dem Europäischen Ausschuss der Regionen (CoR) und dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EESC) organisiert wurde. Die EU unterstützt seit 1991 mit dem LEADER-Programm modellhaft innovative Projekte und Strategien zur Entwicklung des ländlichen Raumes in ausgewählten Regionen, dabei steht die Partizipation der lokalen Akteure durch den bottom-up Ansatz im Fokus.
Der erste Tag des Kongresses fand im Plenarsaal des europäischen Parlaments in Brüssel statt. Nachdem die Teilnehmer*innen in dem beeindruckenden Raum Platz genommen hatten, wurden sie u. a. von Thibaut Guignard (Präsident ELARD), Isilda Maria Gomes (Präsidentin der Kommission für natürliche Ressourcen des CoR), Carolina Gutierrez (Vertreterin der spanischen Ratspräsidentschaft der Europäischen Union), Janusz Wojciechowski (EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung), Peter Schmidt (Präsident Fachgruppe Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umwelt des EESC ) und Irène Tolleret (Mitglied des EU-Parlaments, Vizepräsidentin LEADER France ) begrüßt. Die LEADER-Akteure tauschten während der Veranstaltung ihre Erfahrungen und Meinungen zu politischen Maßnahmen und zur Entwicklung des ländlichen Raums aus. Außerdem stand noch die Vergabe des European LEADER Awards an, bei dem die innovativsten LEADER-Projekte der Förderperiode 2014-2020 gekürt wurden.
Die Bedeutung von LEADER wurde von Thibaut Guignard, auf den Punkt gebracht: „Oft bedauern wir, dass Menschen auf dem Land das Gefühl haben, von Europa entfernt zu sein. Deshalb müssen wir mit den Menschen auf dem Land über Europa sprechen und mit der Europäischen Union über die Ländlichkeit sprechen. LEADER ist eine der Antworten, um Europa näher an die Bürgerinnen und Bürger zu bringen.“ Abschließend wurde eine von ELARD vorgestellte Resolution im Halbrund des Europäischen Parlaments einstimmig angenommen. Diese Resolution basiert auf den folgenden Prinzipien: Stärkung der Rolle von LEADER in den europäischen Politiken, Entwicklung neuer finanzieller Ressourcen, Vereinfachung und Erleichterung des Zugangs zu Mitteln sowie Beginn der Arbeit an der Zukunft von LEADER.
Der zweite Tag des Kongresses führte die Teilnehmer*innen in das Gebäude des Committee of the Regions. Dort konnten die LEADER-Akteure an verschiedenen Workshops mitarbeiten. Die Schwerpunkte der Workshops hätten nicht diverser sein können: sie erstreckten sich von der Budgetierung, über die Integration von ERASMUS+ in das Förderprogramm bis hin zu den Themen Kooperationsbeispiele und Smart Villages. Mit Blick auf die Europawahlen im Juni 2024, war der Kongress auch eine Gelegenheit, eine klare Botschaft sowohl an die Vertreter*innen ländlicher Gebiete als auch an die europäischen Institutionen zu senden. „Es ist entscheidend, dass Bürger*innen aller Generationen, wo immer sie sind, wirklich spüren, dass die Demokratie zu ihrem Vorteil funktioniert, dass demokratische Institutionen, die dazu dienen sollen, allen Bürger*innen zu dienen, niemanden zurücklassen, denn ländliche Gebiete sind für die Zukunft Europas von entscheidender Bedeutung. Ländliche Gebiete sind unerlässlich, um die demokratische Widerstandsfähigkeit in der gesamten Europäischen Union zu stärken. LEADER ist der lokale Kitt, der alle lokalen Akteure zusammenhält”, sagte Dubravka Šuica, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.
Wichtig war für Susanne Weishaupt und Karen Baller, dass sich alle einig waren, dass ländliche Regionen Antworten auf Krisen und auf zukünftige Herausforderungen liefern und vor diesem Hintergrund die Forderungen der Abgeordneten nach mehr Freiheit und weniger bürokratischer Kontrolle für LEADER großen Applaus im Plenarsaal fanden. Neben Investitionen braucht LEADER mehr Freiheit und weniger Kontrolle, wenn man nach dem bottom-up Ansatz handeln will, ist eine starke Regulierung des LEADER-Programms von oben (top-down) nicht die richtige Vorgehensweise um die selbst festgelegten Ziele und die Einbringung des bürgerschaftlichen Engagements zu erreichen. „Dieses 2-tägige Event gab uns die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung mit anderen LAG-Mitgliedern, Politiker*innen und anderen Akteuren der ländlichen Entwicklung. Es hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Wir konnten feststellen, dass wir in der gesamten Europäischen Union mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, insbesondere was die hohe Bürokratie des LEADER-Programmes betrifft“, so die beiden Regionalmanagerinnen.